Selina Rausch ist unsere Meutenleiterin und leistet schon seit einigen Jahren bei uns dabei wunderbare Arbeit. Sie hat den folgenden Bericht für die VCP Arbeitshilfe zum Thema Inklusion geschrieben und wir wollen ihn euch nicht vorenthalten:
Im Rolli leben – ab dafür und geht schon!
Ich bin eine 19-jährige Schülerin und sitze seit circa zweieinhalb Jahren im Rollstuhl. Bereits vor meinem Unfall mit einem Motorrad, das ich alleine gefahren hatte, war ich schon bei den Pfadfinderinnen und Pfadfindern. Zu dem Unfall kam es, weil ich zu weit außen gefahren und aus der Kurve geflogen bin. Seitdem bin ich unterhalb der Brust querschnittsgelähmt. Das bedeutet, dass ich alles im gelähmten Bereich nicht spüren und auch nicht bewegen kann.
Nach dem Unfall war ich lange in einer Klinik, die unter anderem auf Querschnittsgelähmte spezialisiert ist. Es war, als müsste ich nochmal alles von Anfang an lernen. Ich habe dort gelernt, mich anzuziehen, zu duschen und vor allem mich nur mit meinen Armen zu stützen um z. B. vom Rolli ins Bett oder auf die Couch zu kommen. Es hat zwar lange gedauert, aber die Schwestern, Ärzte und Physiotherapeuten und alle anderen waren sehr nett und ich hatte eine gute Zeit dort.
In dieser Zeit habe ich viel gelernt, auch durch anderen Patientinnen und Patienten und deren Erfahrungen.
Früher wusste ich nicht, wie ich mit behinderten Menschen umgehen sollte. Ich kannte auch kaum Menschen mit Handicap. Mittlerweile fällt es mir nicht mehr so schwer, ganz normal mit Menschen, die nicht dem vermeintlichen Ideal der Gesellschaft entsprechen umzugehen.
Das Wichtigste, das mir in meinem neuen Leben direkt nach dem Aufwachen gesagt wurde, war, dass ich wieder vollkommen selbstständig werden kann. Außerdem, dass viel mehr möglich ist, als man zu Beginn annimmt. Bis heute haben mir vor allem meine Familie, meine Freunde und das Personal der Klinik geholfen so zu werden, wie ich heute bin. Dafür bin ich überaus dankbar! Nicht alle erhalten so viel Unterstützung wie ich.
Immer noch stehen mir meine Familie, meine neuen und alten Freunde, die Pfadfinderinnen und Pfadfinder und mein Basketballteam bei. Mir wird jeden Tag von neuem klar, dass mehr »geht« als man denkt. Man muss einfach alles ausprobieren!
Im VCP bedeutet das für mich, ich komme mit zu den Lagern und versuche mit möglichst wenig Hilfe den Lageralltag mitzuerleben. Dabei probiere ich aus, ob ich die Steigung hochkomme, ob ich den Rasen auch bei Regen überqueren kann, ob ich auf einer Isomatte schlafen kann oder ob ich mit den anderen mithalten kann. Ich werde dabei sehr unterstützt und vielen Pfadfinderinnen und Pfadfindern fallen abgedrehte Dinge ein, wie man so manches Hindernis überwinden könnte. Bis jetzt bin ich noch nicht negativ überrascht worden!
Ich teste auch alle möglichen Sportarten, die ich vor dem Unfall teilweise noch nicht mal kannte, wie Monoski, Basketball, Badminton, Schwimmen, Rugby, Tischtennis, Bogenschießen, Handbike fahren (»Handbetriebenes Fahrrad«) und Kart fahren. Diese und viele Sportarten mehr kann man selbst mit einer Behinderung super ausüben und es macht unglaublichen Spaß dazu zu lernen. Es eröffnen sich immer neue Möglichkeiten, man muss nur danach Ausschau halten. Ein anderes Hobby werde ich dafür nicht weniger, sondern – im Gegenteil – noch mehr ausüben: das Reisen!
Es wird in Deutschland viel dafür getan, dass Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer ein so normales Leben wie möglich führen können. So müssen Personen, die Menschen mit einer Behinderung auf Bahnreisen begleiten, nichts bezahlen. Das gilt auch für manche Schwimmbäder oder Kinos. Natürlich muss noch viel getan werden, bis wir Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer uns wirklich barrierefrei bewegen können, aber ich finde, wir sind auf einem guten Weg dorthin.
Barrierefreiheit ist nicht nur für Menschen im Rollstuhl, sondern auch für viele andere Menschen sehr wichtig: Älter werdende Menschen, deren Mobilität abnimmt, Eltern mit Kinderwagen, Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer oder Reisende mit einem schweren Koffer.
Ich denke, für ein zufriedenes Leben ist es das wichtigste die »Einschränkung« zu akzeptieren, das Positive in den Vordergrund zu stellen und das Negative in den Hintergrund. Man sollte im hier und jetzt leben und alles mit Humor sehen und vor allem fit bleiben! Denn so bleibt man selbstständig.
Auch heute lerne ich immer noch dazu und versuche die Zeichen meines Körpers richtig zu deuten. Auch das Austauschen mit Gleichgesinnten ist unglaublich wichtig; so mancher hat den ein oder anderen guten Tipp.
Also geht’s mir gut!
hallo,selina !!
möchte dich herzlich grüßen,dir auch sagen,daß du sehr sympatisch und hübsch bist !! wünsche dir weiterhin alles liebe und gute !
bin 71 und verh. sehe rollifrauen seit jugend gerne !
schön,daß es dich gibt!
dein fan
Manfred